Wandern
 

Allerheiligen Wasserfälle und Klosterruine

Anfahrt  
Ort: Oppenau
Entfernung: 44 km
Zeit: 56 Minuten
Navi-Eingabe: Allerheiligen 6, 77728 Oppenau


Wir starten unsere Tour am Parkplatz in Nähe der Klosterruine Allerheiligen. Es wurde 1191 und 1196 gegründet. Der Orden der Prämonstratenser verwalteten die zum Kloster gehörenden Güter und betreuten die umliegenden Pfarreien. Bekannt wurde das Kloster als es ein Gymnasium war. Schon im späten Mittelalter unterrichteten die Mönche die Kinder der umliegenden Dörfer. 1803 endete jedoch der Schulbetrieb. 1816 wurde die Anlage versteigert und abgerissen. Erst 1840 wurden die Reste des Klosters wieder bekannter, da man die nahen Wasserfälle mit Leitern und Treppen erschloss.
Unser Rundweg wird begleitet von Info-Tafeln, auf denen die Sagen rund um Allerheiligen erläutert werden. Eine Station ist die Engelskanzel.


Sage  

... von der Engelskanzel

Die dichten Wälder um Allerheiligen dienten gar manchmal in Kriegs- und Notzeiten den Bewohnern umliegender Orte als Schutz und Zuflucht. Das wusste aber auch das Kriegsgesindel, das immer wieder beutelüstern die Waldgebiete durchstreifte. Einst hatten solche Schnapphähne das Versteck eines Mädchens ausgemacht, das sich jedoch dem gierigen Zugriff entziehen konnte und in wilder Flucht davonrannte. Um ihm aber den Weg abzuschneiden, trieben es die Verfolger auf die steilen Schluchten der Wasserfälle zu. Schließlich musste das Mädchen aber ihren leichtfüßigen Lauf auf einen hohen Felsvorsprung abbrechen, denn vor ihr gähnte die schauerliche Tiefe der Schlucht. Während sich hinter ihm das Hohngelächter der Verfolger näherte, deren Rechnung aufgegangen und es zur sicheren Beute zu werden schien, empfahl das Mädchen Gott seiner Seele in einem kurzen Gebet und wagte den Sprung über den sperrigen Abgrund. Und siehe da, Engel trugen die Fliehende sicher und wohlbehalten über die Schlucht auf ein vorstehendes Felsenriff. Jener Felsen aber, von wo aus das Mädchen den rettenden Sprung wagte, erhielt den Namen „ Engelskanzel“ und wird heute noch so genannt.
(aus SAGEN DES RENCHTALS von Willi Keller)


Wir befinden uns oberhalb der Wasserfälle und haben einen wunderschönen Blick ins Lierbachtal und auf die gegenüberliegende Felswand, den Studentenfelsen.


Sage  

... vom Studentenfelsen

Junker Joseph von Wessenburg in Straßburg, der Sprössling eines edlen Patriziergeschlechtes, war ehemals auch nach Allerheiligen gesandt worden zum Besuche der dortigen berühmten Klosterschule. Er verliebte sich in das bildschöne Mädchen Erda, der Tochter eben eines Zigeuners und gedachte sie auch zu ehelichen, wenn sie zuvor die Lehre des Kreuzes annehme. Als Kleinod war dem Junker ein kostbarer Ring zu Eigen, von dessen Besitz das Glück des Trägers abhing. Diesen verehrte er seinem geliebten Mädchen, das ihn darum auch anfangs treu behütete. Eines Abends saß Erda voll seligen Glücks an einem wohl beschirmten Platz zwischen den Felsen und weidete ihr Auge an dem kostbaren Schmucke. Sie bemerkte nicht, wie über ihr in den dunklen Tannen ein Rabenpaar sich ihr näherte. Ehe sie sich versah, hatte einer der frechen Schwarzröcke in seinem diebischen Hange ihr den Schmuck entwendete und ihn in das Nest hoch oben im Felsen verschleppt. Tränenden Auges erzählte die Unglückliche den Vorfall Ihrem Geliebten. Dieser entschloss sich rasch das Kleinod wieder zu überbringen. Als er sich durch zwei Helfer an einem Seile zum Nest hochziehen wollte und bereits schon das Nest, das die Vögel ängstlich umkreisten, erreicht hatte, brach der Strang und Josef stürzte aus schwindelnder Höhe in die Tiefe, wo sein Körper an dem Felsen zerschellte. Erda hatte sich inzwischen freudigen Herzens in Erwartung der nun abzuschließenden Trauung den Brautstaat angelegt und wartete lange vergebens auf die Rückkehr Ihres Bräutigams. Endlich ging sie auch hinaus auf die Höhe des Felsens, um nach ihrem Josef zu spähen. Mit den Armen umklammerte sie einen Baumstamm, um desto sicherer ihr suchenden Auges schweifen zu lassen. Da wich die Besinnung von ihr, sie stürzte über die Felsenriffe hinab in das tosende Wasser, das ihren Leichnam begrub. Der Felsen heißt heute der Studentenfelsen.
(aus SAGEN DES RENCHTALS von Willi Keller)


Im weiteren Verlauf wandern wir über den Renchtalsteig zum Parkplatz am Haupteingang der Wasserfälle. Durch das Portal geht es nun zu den Wasserfällen. Der Weg führt bachaufwärts entlang des Lierbachs auf über 250 Stufen und auf schmalen, an die Felswand geschmiegten, mit Geländer gesicherten Pfaden entlang der sieben Kaskaden. Das Wasser des Lierbachs stürzt hier 83 m in die Tiefe. Nach einem kleinen Abstecher zum Ehrenmal des Schwarzwaldvereins erreichen wir auch bald unseren Ausgangspunkt. Dabei passieren wir den ehemaligen Pferdestall, in dessen Kellergewölbe eine Ausstellung mit Modellen über die Geschichte des Klosters informiert.



 
 
© | Clemens Woythal
>